Zu negativ! Deutsche fordern mehr Lösungsideen in Medien
von Johanna Schallehn
Die Medien in Deutschland bieten den Menschen zu wenig Lösungsideen für gesellschaftliche Herausforderungen an, wie exklusive Umfragen für FOCUS online zeigen. Ein Grund, warum FOCUS online den „Constructive World Award“ ins Leben gerufen hat.
Energie-Krise, Klimawandel oder Fachkräftemangel: Unsere Gesellschaft steht vor gewaltigen Herausforderungen. Die Medien müssen die Probleme benennen, können aber auch Lösungen anbieten. Dies tun sie aber ganz offensichtlich zu wenig. Zudem stecken sie in einer Vertrauenskrise. Das ist das Ergebnis einer breitangelegten Umfragen-Reihe des Meinungsforschungsinstitutes Civey für FOCUS online.
Demnach hat nur jede*r fünfte Bürger*in das Gefühl, dass sein Leben von wichtigen Medien (wie etwa Tagesschau, große Online-Auftritte oder Zeitungen), adäquat abgebildet wird. 67 Prozent der Bürger*innen hat dieses Gefühl nicht, im Osten sind es gar 75 Prozent.
Drei von vier der befragten Personen (73 Prozent) ist zudem der Ansicht, dass schlaue Gedanken und spannende Ideen eine zu geringe Rolle in der Berichterstattung spielen. Nur 13 Prozent der Menschen finden in den Berichten genug Lösungsansätze für die zweifellos bestehenden Probleme.
Der Bedarf für kritisch-konstruktiven Journalismus ist ganz offensichtlich riesig. Das zeigen weitere Civey-Umfragen. Jede*r zweite Befragte (49 Prozent) hat demnach wegen der vielen negative Nachrichten den Konsum von großen Medien eingeschränkt, 42 Prozent taten dies nicht.
Eine satte Mehrheit von 57 Prozent der Menschen würde es deshalb begrüßen, wenn die Berichterstattung reichweitenstarker Medien häufiger Ideen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme enthielte. Nur 22 Prozent können darauf verzichten. Viele Menschen, nämlich 41 Prozent, würden sogar ihren Konsum verändern und diese Medien öfter nutzen, wenn es Ideen häufiger in die Berichterstattung schaffen würden, 37 Prozent würden nichts ändern.
Um Medien und Journalisten zu ermutigen, diesem enorm wichtigen Teil der Berichterstattung mehr Aufmerksamkeit zu widmen, hat FOCUS online in diesem Jahr zum ersten Mal den „Construvtive World Award“ ausgelobt. Bewerben könne sich dafür Medienschaffende zusammen mit Akteuren ihrer Beiträge. Damit soll die gesellschaftliche und journalistische Arbeit derjenigen gewürdigt werden, die unsere Welt konstruktiv nach vorne denken und bewegen.
Der Bedarf dafür ist definitiv groß. Das zeigen die Umfragen von Civey. Ernüchternd für die deutschen Medien ist demnach auch die Erkenntnis, dass viele Menschen sich von ihnen falsch informiert fühlen und kein Vertrauen in die Berichterstattung haben. So geben 40 Prozent der Bürger*innen an, dass die politische Lage zu negativ dargestellt wird, 31 Prozent empfinden die Berichterstattung als zu positiv. Nur ein Fünftel der Menschen findet die Beschreibung der Lage in TV-Beiträgen oder Artikeln genau richtig. Die Folge: Fast jeder zweite Bürger (43 Prozent) hat kein Vertrauen in die Berichterstattung. Genauso viele Menschen in Deutschland schenken den Medien ihr Vertrauen.