CHIP Netztest: Wie krisenfest sind Deutschlands Mobilfunknetze?
von Eva Schuler
Das Jahr 2020 war auch für die deutschen Mobilfunknetze eine Bewährungsprobe. Die Einführung von 5G, verschärfte Auflagen der Bundesnetzagentur und die Pandemie haben es den Netzanbietern nicht leicht gemacht. Der besonderen Dynamik in diesem Jahr und den Auswirkungen auf die Mobilfunknetze in Deutschland ist CHIP gemeinsam mit seinem Partner NET CHECK nachgegangen. Das Fazit des diesjährigen großen Netztests: Alle drei Mobilfunknetze haben im Vorjahresvergleich einen großen Sprung gemacht.
Die Technik-Experten von CHIP und ihrem Partner NET CHECK waren wieder unterwegs und haben zu Fuß, mit Test-Fahrzeugen und Zügen die Zuverlässigkeit der Mobilfunknetze in Deutschland getestet. Durch Crowdsourcing konnten zusätzlich Netz-Daten von 2,25 Millionen Smartphones und 4 Milliarden Samples ausgewertet werden.
Deutlich stärker als im Vorjahr
O2 hat sich um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Aber auch Telekom und Vodafone haben sich um fast 5 bzw. 7 Prozent verbessert. Besonders erfreulich ist auch, dass sich besonders bei zwei wichtigen Schwachpunkten einiges bewegt hat: Das deutliche Stadt-Land-Gefälle in der Netzqualität und die bescheidene Mobilfunkversorgung in den Zügen der Deutschen Bahn. In den Städten fallen die Steigerungen dagegen moderater aus, aber die Netze schnitten hier schon 2019 ziemlich gut ab. Insgesamt gehen viele Einzelwertungen nach oben, wie beispielhaft der schnelle Rufaufbau beim Telefonieren zeigt. Die Netze verbinden die Teilnehmer um mehr als eine Sekunde schneller als im letzten Jahr.
Telekom sichert sich im elften Jahr in Folge den Sieg
In diesem Jahr wurde die Verfügbarkeit der Netze auf einer Fläche von mehr als 260.000 Quadratkilometern beurteilt. Die Auswertung ergab: Wenn auch alle drei Netzbetreiber den LTE-Ausbau gut vorangetrieben haben, haben manche ländliche Regionen noch Nachholbedarf in Sachen LTE-Verfügbarkeit. Für O2 registrieren wir eine LTE-Verfügbarkeit in der Fläche von 78,7 Prozent abseits der Städte. Die Telekom deckt 93,4 Prozent ab und Vodafone kommt auf 91,5 Prozent. Auch in der Gesamtbeurteilung der Netzverfügbarkeit setzt sich die Telekom an die Spitze, vor Vodafone (Platz 2) und O2 (Platz 3).
5G befeuert den Netzausbau
Erst in diesem Jahr ist 5G in Deutschland so richtig angekommen. Im Netz der Telekom ist es entlang der getesteten Fahrtstrecke mit dem Auto sehr gut verfügbar – in den Städten zu 95,3 Prozent und auf den Verbindungstraßen zu 80,6 Prozent. Vodafone erreicht in den Städten 43,8 Prozent und auf dem Land 14,7 Prozent. Beide Netzbetreiber bieten 5G aber nur selten auf den Frequenzen um 3,6 GHz an – nur hier sind Geschwindigkeiten bis 1 GBit/s möglich. Oft ist 5G über Dynamic Spectrum Sharing (DSS) verfügbar, das heißt auf Frequenzen, die es sich mit LTE teilt.