"Mama hat gesagt, mein Bruder ist sehr krank und vielleicht bald nicht mehr bei uns. Kommt er in den Himmel?" Fragen wie diese laufen täglich beim „Oskar Sorgentelefon“ des Bundesverband-Kinderhospiz ein. Dessen Finanzierung allein durch Spenden geriet Corona-bedingt ins Stocken, die Telefone stehen nicht still – genauso wie derzeit Marie Schulte-Bockum.
Die 27-Jährige ist Communications Manager bei BurdaForward und hat die karitative Jogging-Challenge "Lebenslauf 2020" zusammen mit der Redaktion von FOCUS Online und dem Partner Goodwillrun initiiert. Binnen vier Wochen hat sie so mehr als fünftausend Euro gesammelt – und ist noch lange nicht an der Ziellinie. OSKAR braucht insgesamt 100.000 Euro im Jahr – Ziel der Spendenaktion ist es, 20.000 Euro zu sammeln.
Marie, was steckt hinter dem "Lebenslauf 2020"?
In den schweren Corona-Zeiten wollen wir die Menschen dazu motivieren, sich sportlich zu bewegen, sich vor die eigene Haustür zu trauen, sie glücklich zu machen – und dabei etwas Gutes zu tun!
Wie kam das Projekt zustande?
Während der Ausgangsbeschränkungen saßen wir alle zuhause fest. Ich war mehr als zwei Monate lang im Lockdown bei meiner Familie in England und habe von dort aus gearbeitet. Ein Highlight war das tägliche Joggen an der frischen Luft. Gleichzeitig verspürte ich in meinem Freundeskreis diesen unbedingten Willen, Menschen zu helfen - obwohl sie selber zu kämpfen hatten.
Meine Idee war, diese Hilfsbereitschaft, die Lauflust und den Drang nach sozialen Kontakten zu verbinden. So kam es zur Idee für eine karitative Lauf-Challenge auf Social Media - unter dem simplen Motto, "Lauf 5 Kilometer, spende 5 Euro, nominiere 5 Freunde".
Inspiriert hat mich die tolle "Run For Heroes"-Aktion aus Großbritannien, an der ich auch teilgenommen habe.
Wie wurde aus der Idee Wirklichkeit?
Ich wusste, dass ich Hilfe brauche, denn niemand schafft so etwas alleine. Focus-Online-Chefredakteur Florian Festl fand meine Idee gut. Er regte an, die Lauf-Aktion im Rahmen der großen #CoronaCare-Initiative von BurdaForward zu veranstalten. Zudem habe ich einfach mal den Focus Online-Laufkolumnisten und Fußball-Podcaster Mike Kleiß angerufen. Er war sofort Feuer und Flamme und hat die Unterstützung seiner Agentur „GOODWILLRUN“ zugesagt.
Mikes Laufkolumne vom 15. Mai war dann auch die erste Erscheinung der Challenge bei Focus Online. Dazu waren von Anfang an André Fenner und Sarah Lalla von Lauf-Weiter.de mit im Boot. Sie haben um Pfingsten herum sogar einen "echten" Lebenslauf mit Starnummern, Urkunden, Ergebnislisten, Medaillen und Tshirts organisiert durch den innerhalb von acht Tagen zusätzliche 12.500 Euro für das OSKAR Sorgentelefon zusammengekommen sind.
Was ist euer Ziel?
Wir sammeln für die deutsche Kinderhospizarbeit, die von Corona schwer getroffen wurde, weil die Kinder durch ihr geschwächtes Immunsystem zur Hochrisikogruppe gehören – und weil aufgrund der wirtschaftlichen Lage elementar wichtige Privatspenden derzeit ausbleiben.
Warum lauft ihr gerade für das "OSKAR Sorgentelefon"?
Die kostenlos erreichbare Hotline hat rund um die Uhr ein offenes Ohr für Deutschlands mehr als 40.000 unheilbar kranke Kinder und ihre Angehörigen. Auch um 3 Uhr morgens an Weihnachten wird dort ein speziell geschulter Berater den Hörer abheben und da sein – kostenfrei. Als jemand, der zuhört, berät und auch seelsorgerisch arbeitet.
Während der Corona-Krise sind dem durch Spenden finanzierten Verband viele Gelder weggebrochen. Die eigenen Mitarbeiter engagieren sich trotz Kurzarbeit sehr stark. Viele freiwillige Helfer können sich derzeit nicht mehr engagieren. Da wollten wir mit unserer Aktion einspringen: Unser Ziel ist es, mit der Lauf-Challenge 20.000 Euro dafür einzusammeln.
Wer kann alles mitlaufen? Und bis wann?
Wirklich jeder (!) kann mitmachen. Anfang Juni ist meine 76-jährige Oma im Ruhrgebiet die 5 Kilometer geradelt. Zwei meiner Freunde, die nicht so gerne Laufen, sind einfach zusammen 2,5 km durchs Weinland an der Mosel spaziert – und haben dann gemeinsam 5 Euro gespendet.
Axel Schulz hat diese Woche auf dem Golfplatz mitgemacht. Und ein betroffenes Kind ist mit seiner Schwester und Mutter die 5km in der Kutsche gefahren.
Nach den ersten vier Wochen liegen wir derzeit bei 264 Spendern, von denen etwa die Hälfte gejoggt ist. Andere sind geradelt, spaziert, geritten. Wir hatten sogar zwei Tennisspieler dabei – die Schauspielerin Silke Bodenbender und Florian Festl, den Chefredakteur von Focus Online!
Weil die Aktion so gut angelaufen ist und wir so begeistertes Feedback von Teilnehmern und betroffenen Familien bekommen, werden wir den #Lebenslauf2020 bis auf weiteres „live“ lassen –den ganzen Sommer lang.
Last but not least: Was wünschst Du Dir?
Dass diese Aktion Menschen vor ihre Haustür und an die frische Luft bringt. Dass das „Oskar Sorgentelefon“ erreichbar bleibt und bekannter wird. Dass wir uns in der Gesellschaft trauen, über das Thema sterbenskranker Kinder und Kinderhospize zu reden. Ich wünsche mir einfach, dass wir gemeinsam etwas Großes auf die Beine stellen können.
Laufend Updates von Marie und ihrem Projekt finden Sie auf Instagram (@lebenslauf2020) und Facebook. Mitlaufen und einen Beitrag leisten können Sie über die Betterplace-Spendenseite.